In diesem Blog geht es um ein Do-It-Yourself-Projekt, welches einen hohen persönlichen Wert hat. Bei uns stand die Geburt unserer Tochter an und wir wollten unserem 3.5 Jahre alten Sohn ein besonderes Geschenk machen. Nach ein paar Minuten Google Suche war klar, dass es ein Zeltbett werden soll. Nach kurzem Austausch zwischen meiner Frau und mir war dann auch klar, dass das Bett keine Tiefgarage für Fahrzeuge, keine Rutsche und kein Kletterseil bekommen wird… Und vorneweg: Wir sind weder Schreiner noch Tischler, sondern haben Spaß am werkeln. Mit genügend Ausdauer und einer Grundausstattung von Werkzeug kann das jeder!
Es war auch schnell klar, dass wir uns nicht mit einem Standard-Bett auf Ikeabasis zufrieden geben werden. Es sollte schon eine Nummer exklusiver sein. Dank zahlreicher Tutorials waren die Maße schnell festgelegt. Das Bett soll auch noch nach ein paar Jahren groß genug sein. Eine Kurzspezifikation war dann schnell erstellt.
Vorüberlegungen
- Größe Liegefläche (200 x 90 cm) –> Standardrost und Matratze
- Wir wollen uns dazukuscheln können
- Unten Platz für 20 cm hohe Kisten
- Rausfallschutz
- stabil genug zum Klettern
- offener Dachgiebel
- Vorhang
- LED Lichterkette am First
Also, nachdem die Anforderungen gefunden waren, ging es mit banalen Fragen los wie: Welche Holzart? Welche Holzstärke? Wie die Holzverbindungen gestalten?
Wir wollten auf zimmermannsmäßige Holzverbindungen zurückgreifen, also ohne viele metallische Hilfen wie Winkel etc… Dies war eine Herausforderung, da ich mit meiner Kappsäge relativ eingeschränkt bin. Aber dazu später mehr.
Ziel war es auch ein Standard-Lattenrost zu verwenden. Dann gab es natürlich auch noch eine Reihe von optischen Gesichtspunkten und die ersten Muster der 3-Wege-Pfostenverbindung entstanden.
Ein großer Vorteil dieser Zapfenart ist, dass man mit einer Kappsäge arbeiten kann. Am Ende reichen 2 Schraubungen pro 3er Verbindung aus.
Materialien
Die hier aufgeführten Materialien sind für dieses Projekt benutzt worden und dienen als Richtwert und nicht als Vorraussetzung für ein erfolgreiches Projekt!
Werkzeug
- spitzer Bleistift
- 90° Winkel
- Kappsäge (Hörschutz und Mundschutz… es staubt)
- Zollstock
- Winkelmesser (für Giebelneigung)
- Schleifpapier (180er)
- Akkuschrauber (reicht fürs Bohren und Schrauben)
- Bits
- Holzbohrer (4er, 6er)
- Senker
Optionales Werkzeug
- Standbohrmaschine
- Winkelschleifer
- Schraubzwingen
Material
- Holz (alles Fertigmaße): Fichte, getrocknet, gehobelt und gefast
- 60 / 60mm = 17,6m
- 35 x 190mm = 6,6m
- 30 x 50mm = 4m
- 40x Edelstahlschrauben, Senkkopf, 5 x 70mm
- 30x Edelstahlschrauben, Senkkopf, 5 x 50mm
- Lattenrost 90 x 200 (z.B. aus dänischem Bettenlager, Sanafit)
- Matratze 90 x 200 (z.B. Jugend-Komfortschaummatratze Jonas Plus (90x200), Testsieger!)
- LED Lichterkette
- Funksteckdose
- Halterung für Fernbedienung
Aus dem Holz wird dann:
- 5x 60 / 60mm (Pfosten), Länge 1,60m (4 Eckpfosten + 1 Pfosten für Betteingang)
- 2x 35 x 190mm, Länge 2,20m (lange Seitenteile)
- 2x 35 x 190mm, Länge 1,10m (kurze Seitenteile)
- 2x 30 x 50mm, Länge 2m –> Dies werden die beiden Auflageleisten fürs Lattenrost.
- 3x 60 / 60mm (Pfosten), 2,20m (oberer Rahmen, lange Seiten und First)
- 2x 60 / 60mm (Pfosten), 1,10m (oberer Rahmen, kurze Seiten)
- 4x 60 / 60mm (Pfosten), 0,80m (Giebel)
Das Holz haben wir beim heimischen Sägewerk bestellt. Damit ist sichergestellt dass es unbehandelt und damit unbedenklich ist!
Bei der Matratze war uns wichtig, dass es sich auch noch in ein paar Jahren gesund liegt. Es scheint so zu sein (zumindest wurde uns das so erzählt), dass es bei den Kleinen noch nicht drauf ankommt wieviele Zonen das Lattenrost hat, da weder das Körpergewicht ausreicht, noch die Körperlänge, um es überhaupt sinnvoll in Szene zu setzen. Bei der Matratze haben wir uns dann für die Jugendversion entschieden.
Schritt 1: Holzvorbereitung
Als erstes sollte man das Holz abschleifen. Ich möchte mich da nicht drauf verlassen, dass alles glatt ist und bin über alle Hölzer mit einem 180er Schleifpapier drübergegangen. Wir haben uns gegen eine weitere Behandlung entschieden, da das Holz aus bekannter Quelle kommt und einfach unbehandelt am unbedenklichsten und unserer Meinung nach auch am Schönsten ist. Auch wenn die Kleinen mal reinbeißen!
Schritt 2: Messen, markieren, sägen, bohren
Ist das Holz glattgeschliffen, kann es mit dem exakten Zuschnitt losgehen. Es empfiehlt sich hier eine Kappsäge, da die Schnitte einfach gerade werden. Am Anfang von einer Seite < 1cm abkappen um eine gerade Kante zu haben. Von hier werden dann die Maße wie oben geschnitten. Die Höhe der 4 Pfosten ist so zu wählen, dass es ggf. mit einer Dachschräge kompatibel ist. Bei uns steht das Bett unter einer 40° Dachschräge und nach ein wenig Winkelmathematik, hat sich die Höhe der Pfosten ergeben.
Wichtig: Nach jedem Schnitt, die Kanten mit Schleifpapier abschleifen! Dies verhindert nicht nur Splitter im Finger sondern auch das ausfransen der Leisten.
Für die Unterkonstruktion haben wir uns für eine Verbindung entscheiden, wo von der Frontansicht die Bettpfosten schön zu sehen sind, aber die Seitenteile, wo auch das Lattenrost gelagert wird, dennoch eine feste Auflagefläche haben. Die 4 Seitenteile spannen so einen Innenraum auf, welcher die Maße 200 x 90 mm hat.
Info: Die Lattenroste für 200 x 90 mm sind immer etwas kleiner. Deshalb kann der Innenraum exakt 200 x 90 mm haben.
Um die Seitenteile nun in die Pfosten zu integrieren, müssen diese ausgefräst werden. Mit einer Kappsäge ist dies möglich. Einfach einen Tiefenanschlag einstellen. Es bietet sich hier an, viele Schnitte eng nebeneinander durch den zu fräsenden Bereich zu machen. Dies sieht dann so aus:
Tipp: Die Stege lassen sich einfach mit einem kleinen Hammer herausklopfen. Um einen ebene Fläche zu bekommen, einfach die Kappsäge bis zum Tiefenanschlag runterziehen und das Werkstück hin- und herbewegen. Darauf achten, dass der tiefste Punkt vom Sägeblatt den gesamten Bereich abfährt. Und natürlch Vorsicht. Nur bei ausreichend langen Hölzern machen, damit die Hände nicht in die Nähe vom Sägeblatt kommen können!
Es ist wichtig, dass der ausgefräste Bereich sehr genau geschnitten ist. Lieber herantasten, sodass die Seitenteile mit etwas Kraft drinsitzen und nicht zu locker sind.
Die Oberkannten der Pfosten müssen nun auch vorbereitet werden. Hier wird zur Hälfte auf 60 mm Tiefe ein Bereich ausgeschnitten wo dann später die Quer- und Längstbalken sitzen werden. Dies Auskerbung ist weiter unten im Bild zu erkennen.
Nun werden an den beiden langen Seitenteilen noch die Leisten für die Rostauflage angeschraubt. Wir haben einen Schraubabstand von 30 cm gewählt. Die Höhe von Oberkannte Auflage Rost zu Oberkannte Seitenteil ist so zu wählen, dass am Ende die Matratze maximal bis zur Hälfte oben rausschaut. In unserem Fall sinds 13 cm.
Schritt 3: Untergestell verschrauben
Sind die 4 Pfosten vorbereitet (und abgeschliffen), legt man im Grunde die beiden langen und kurzen Seitenteile zusammen. Hierbei ist auf die korrekte Orientierung der Pfosten zu achten:
Die Seitenteile werden von den kurzen Seiten mit jeweils 2 Schrauben von außen verschraubt. Damit zur Vorderseite keine störenden Schraubköpfe zu sehen sind, wird hier von innen in den Pfosten geschraubt.
Wichtig: Alle Löcher vorbohren! Bei den 5er Schrauben mit einem 4er Bohrer durchs erste Holz durchbohren. Es ist auch ratsam ein kleines Stück ins Holz zu bohren, wo dann die Schraube sich festziehen soll. Das verhindert, dass das Holz beim Anziehen aufplatzt. Am besten ALLE Schraublöcher mittels Standbohrmaschine vorbohren und eine Bohrschablone verwenden. Abschliessend mit dem Senker die Löcher vorbereiten. Dann geht der Aufbau im Zimmer plug-and-play!
An dieser Stelle sollte das Bett nun folgendermaßen aussehen:
Und mit Lattenrost und Matratze:
Und damit ging es dann für unseren Kleinen in die erste Nacht. Rausfallschutz war vorerst eine Matratze auf dem Boden … Um einen Rausfallschutz haben wir uns den Tag darauf gekümmert. Hierzu haben wir den 5ten 60x60cm Pfosten verwendet und dadurch einen “Eingang” ins Bett kreiert. Dies ist auf den nachfolgenden Bildern zu sehen.
Schritt 4: Rausfallschutz und oberer Rahmen
Als Rausfallschutz haben wir Rahmenhölzer verwendet und diese durch die Pfosten verschraubt.
Wie bereits oben berichtet, haben wir uns bei 3-Pfosten-Verbindung für eine Verbinderart entschieden, wo wir mit 2 Schraubungen auskommen. In diesem Zustand hat das Bett bereits eine sehr gute Stabilität und es wurde auch heftig drangehangen und geklettert. Hat alles ausgehalten! An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass wir froh sind uns für die 60 x 60 mm Pfosten entschieden zu haben. Das gibt eine super Stabilität und auch Erwachsene können ohne Probleme mit im Bett liegen.
Schritt 5: Dachkonstruktion
Ein Anliegen war es, dass der First nicht einfach von unten an die Giebelbretter geschraubt wird. Das war uns nicht so wohl. Deshalb haben wir ihn oben aufliegend verschraubt. Zuerst ist es wichtig die richtigen Winkel für die Giebelbretter zu sägen, damit sie sich auch mittig oben treffen.
Tipp: Die Giebelbretter tendenziell etwas länger lassen. Am Ende kann man sie noch vorne kappen, was auch optisch besser aussieht als wenn sie spitz zulaufen würden:
Die Giebelbretter werden jeweils mit einer SChraube in den oberen Rahmen verschraubt und stützen sich von beiden Seiten gegen den First. Hier werden auch von beiden Seiten die Giebelbretter in den First verschraubt.
Den First haben wir dann mit einer Tischkreissäge noch abgeschrägt, damit er optisch im gleichen Winkel wir die Dachschräge zuläuft. Der Ergebnis sieht dann so aus:
Und das fertige Bett (ohne Deko!):
Schritt 6: Verschönerungsmaßnahmen
Das Bett ist statisch und funktional nun fertig! Aber, ein Zeltbett ist eigentlich erst gemütlich, sofern es auch eine Hülle bekommt. Mit einer einfachen Drahtseil und Befestigungsmaterial aus dem Baumarkt, spannt man nun nach Belieben die Führung für einen Vorhang. Dann besorgt man sich eine LED Lichterkette und wickelt sie um den First. Eine Halterung für die Fernbedienung (für die Lichterkette) könnte so aussehen:
Und das Bett am Ende:
Unser Kleiner schläft super in seinem Bett für “große Jungs”! Wir hoffen, dem ein oder anderen ein paar Inspirationen mitgeben zu können. Es ist wirklich nicht zu kompliziert und wenn es einmal steht, hat die ganze Familie Freude dran.
Wir wünschen viel Spaß beim Nachbauen!
Kathrin und Mark